Sonntag, 29. Juli 2012

Schnitzeltag

Für Studenten hat der Schnitzeltag eine ähnliche Bedeutung wie für Frauen der Sommerschlussverkauf bei H&M und Zalando. Zum Glück taucht er statt jährlich direkt jede Woche auf.
Ich bin kein Schnitzel-Fanatiker. Ab und zu ist okay, aber das wars auch schon. Franky hingegen könnte in einem Meer davon schlafen, schwimmen und nuckeln.

Also Schnitzeltag, kurz nach den Prüfungen. Ich füge mich dem leicht latenten Gruppendruck, presse meine Patschefüße in die tollen Pumps und folge meinem Kerl. Er fragt mich: "Wofür hast du dich so schick gemacht?" Ihm ist schon klar, dass es nicht wegen ihm ist. Ich dachte, wenn schon Essen gehen, dann ist das ausnahmsweise ein Grund für hohe Schuhe. Denn das romantische Kerzenscheinfutter, die normale Rechtfertigung für hochhackigen Terror, wird es solange nicht geben, bis die Löcher unserer Studentenkontos gestopft sind. Und ich habe diese Schuhe nun mal vom Schlussverkauf bei Zalando.

Ein weiterdenkender Mitstudent hatte ein Tisch für ca. acht gierige Schlünder reserviert. Er hätte auch direkt Gras für darunter mitbestellen sollen, denn der Tisch steht draußen. Eigentlich fantastisch bei dem schönen sonnigen Wetter, nur die haben den Außenbereich mit vielen, kleinen Steinchen versehen. Und diese blöden Steinchen verhindern 1. ein sexy Auftreten meiner Schuhe und mir und 2. den heilen Ausgang der Absätze. Also Schuhe aus, und mit meinen bloßen Füßen, natürlich genau in diesem Moment unlackiert, zum Tisch getrappt.

Wir quatschen, lachen und ich nicke von der Abendsonne geblendet in eine Richtung, in der Hoffnung, dass dort der Redende sitzt. Meine nackten Füße schaben über die Steine. Ich habe Hunger. Eine halbe Stunde und die Kellnerin hat uns zwar mit Getränken bedient, aber nicht die Bestellung der Speisen aufgenommen. Natürlich Schnitzel, aber es gibt ja hier mindestens 10 verschiedene Varianten.

Ich war schon skeptisch, als ich den Namen des Restaurants hörte. Ein Restaurant, das ein Tier in seinem Namen hat, kann einfach nicht gut sein. Definitiv nicht. Und in weiser Voraussicht (u.a. auch durch das Loch im Portemonnaie motiviert) hatte ich mir die Speisekarte im Internet angeguckt. Die verlangen doch tatsächlich für jeden Ketchup- oder Mayotupferl, oder sonstigen Kleinkram, den man mal gerne auswechselt, einen dicken Aufpreis. Wenn man statt Blattsalat Tomaten haben möchte, stellt sich der Schnitzeltag als Aptraum heraus.
Insofern, ich mochte den Laden nicht, wollte aber vorurteilsfrei reingehen.

Wir warten eine halbe Stunde. Endlich bequemt sich die kleine Blondine unsere Wunsch-Schnitzel aufzuschreiben. Und dann? Knurrt mein Magen, ich nippe an meinem Wasser, nicht bereit, noch ein Glas zu bestellen, nur weil die Kuh noch geschlachtet werden muss. Wir warten. Eine Stunde! Um uns herum die Plätze voll. Nur ebenso wie unserer die Tische leer. Die anderen warten auch.

Dann endlich, irgendwann die Portion. Sie ist groß, aber für meinen jammernden Magen keine Herausforderung. Und besonders lecker ist es auch nicht.
Nichts rechtfertigt meine nackten Stampfer. Erst recht nicht die Konservation mit einer Lady, die gerne von sich selber erzählt. Und wenn ich mal ansetze, um meine wirklich interessanten Geschichten von mir zu geben, schaut sie zu den anderen und wickelt sich ihre braunen Locken um den Finger. Wenn sie wüsste, was ich gerne mit meinem Finger machen würde.

Nach dem Essen schnappe ich mir meine Pumps und Franky und wir düsen heim. In der Bude dann entdecke ich dicke Blasen an meinen Zehen. Wtf??

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